Übergewicht bei Pferden
Übergewicht und die darüber hinausgehende Adipositas (= schweres, hochgradig die Gesundheit gefährdendes Übergewicht) stellen ein großes Problem bei vielen Pferden dar. Die meisten Rassevertreter fressen gerne und häufig auch zu viel, was bei mangelnder Bewegung zu schlimmstenfalls massivem Übergewicht führen kann.
Wie erkenne ich Übergewicht beim Pferd?
Pferdebesitzer können selbst überprüfen, ob ihr Pferd übergewichtig oder normalgewichtig ist. Lassen sich die Rippen des Tieres ohne großen Druck ertasten oder unter dem Fell gerade noch erahnen, hat das Pferd Normalgewicht. Die Rippen sollten nicht deutlich erkennbar sein, denn dies kann ein Anzeichen für Unterernährung des Pferdes sein. Lassen sich die Rippen nur schwer oder gar nicht ertasten, ist das Pferd zu dick und leidet möglicherweise sogar an Adipositas. Damit eine Gewichtszunahme möglichst frühzeitig erkannt wird, ist es empfehlenswert, das Pferd regelmäßig zu wiegen. Sollte keine Waage zur Verfügung stehen lässt sich das Gewicht nach CARROL & HUNTINGTON (1988) gemäß der folgenden Formel errechnen:
(Rippenumfang in cm x Körperlänge in cm) / 11.900 = Körpergewicht in kg
Gemessen wird der Rippenumfang vom Ellenbogengelenk über den Widerrist zurück zum Ausgangspunkt. Die Körperlänge wird vom Buggelenk zum Sitzbeinhöcker gemessen.
Die Ernährung
Wenn der Pferdebesitzer feststellt, dass sein Tier an Übergewicht leidet, so sollte er das Kraftfutter reduzieren oder ganz vom Futterplan streichen. Damit das Pferd weiterhin mit allen wichtigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt wird, ist ein energiearmes Mineralfutter empfehlenswert. Außerdem muss die Futterzusammensetzung gründlich überdacht und auf besonders energiereiche Futtersorten wie beispielsweise Mais verzichtet werden. Auch übergewichtige Pferde sollten weiterhin Raufutter zur freien Verfügung haben, da dies wichtig für eine gute Verdauung ist. Dabei kann bis zu 25% des Heus durch Stroh ersetzt werden (aber bitte kein Haferstroh!). Beim Weidegang empfiehlt es sich, den Zugang zu frischem Gras einzuschränken, da dieses ebenfalls als sehr energiereiches Futtermittel gilt, ohne das das Grünfutter dann durch zuviel Heu substituiert wird.
Bewegung ist wichtig
Um die Gewichtsabnahme beim Pferd zu unterstützen, sollte das Pferd regelmäßig bewegt werden. Wie beim Menschen hilft dem Pferd bei der Gewichtsreduzierung der Muskelaufbau, da Muskeln mehr Energie verbrauchen als untrainiertes Gewebe. Neben täglichem, mehrstündigem Auslauf empfehlen sich längere Spaziergänge, Ausritte oder die Nutzung einer Führanlage. Der freie Auslauf kann bei leicht bis mittelübergewichtigen Pferden auf der Weide stattfinden, sofern die Grasaufnahme in die Berechnung der übrigen Futterzufuhr einbezogen wird. Adipöse Tiere sollten einem strikten Futter- und Bewegungsplan folgen und Auslauf auf futterfreiem Gelände bekommen.
Die beste Gangart für Gewichtsverringerung und Muskelaufbau ist zügiger Schritt, da das Pferd so am meisten Energie verbraucht. Der Pferdebesitzer sollte unbedingt darauf achten, das Pferd nicht zu überfordern und die Belastung langsam und kontinuierlich zu steigern, damit sich Muskeln und Gelenke an die Bewegungen gewöhnen können. Der ganztägige Aufenthalt in der Box fördert die Gewichtszunahme und verhindert den Muskelaufbau, da das Pferd keine Möglichkeit hat, sich ausreichend zu bewegen und damit seine Muskeln zu kräftigen und Energie zu verbrauchen.
Folgen von Übergewicht
Ein übergewichtiges Pferd hat ein deutlich erhöhtes Risiko für zahlreiche gesundheitliche Probleme und Erkrankungen. Ähnlich dem Menschen gerät der Stoffwechsel bei überfütterten Pferden auf längere Sicht irreparabel durcheinander und die inneren Organe werden geschädigt. Viele Krankheiten des Stoffwechsels, des Herz-Kreislauf-Systems und des Bewegungsapparates im höheren Pferdealter gehen auf langjährige Überfütterung zurück. Meist haben dauerhaft übergewichtige oder gar adipöse Pferde eine deutlich geringere Lebenserwartung.