Vogelgrippe
Die Vogelgrippe, die auch als Geflügelpest bezeichnet wird, ist eine Infektionskrankheit, die durch sogenannte Influenzaviren verursacht wird und weltweit zahlreiche Vögel heimsucht. Für diese Infektion, deren wissenschaftliche Bezeichnung aviäre Influenza lautet, sind unterschiedliche Virenstämme verantwortlich, von denen das hochansteckende H5N1-Vogelgrippevirus als die bekannteste und auch gefährlichste Erregervariante gilt. Das Virus ist weltweit aktiv und hat in einigen Fällen auch beim Menschen schwere Infektionen und sogar Todesfälle hervorgerufen.
Verbreitung
Der H5N1-Virustyp wurde Ende der 90er Jahre erstmals bei Vögeln in Asien identifiziert. Von dort breitete er sich nach Europa, Afrika und in den Nahen Osten aus. Im Jahre 1997 steckten sich in Hongkong erstmals auch Menschen an, die größtenteils an den Folgen der H5N1-Infektion starben. In Italien mussten zwischen 1999 und 2001 mehr als 13 Millionen Vögel auf Grund einer durch den gefährlichen Erreger verursachten Infektion getötet werden. Ende 2003 verbreitete sich das Virus wieder in Asien, wurde 2006 erstmals in Afrika nachgewiesen und auch Europa blieb von der Seuche nicht verschont. Bis heute sind weltweit etwa 600 Fälle bekannt, in denen Menschen an der Vogelgrippe erkrankt sind und auch aktuell wird immer wieder von neuen Fällen berichtet. So sind beispielsweise erst Ende Dezember 2012 etwa 150.000 Tiere aus einer Geflügelhaltung in Bangladesh, bei der das H5N1-Virus entdeckt wurde, getötet worden und auch aus einer indonesischen Großstadt in der Nähe von Jakarta wurden mehrere Tausende Hühner und Enten, die an der Seuche verendet waren, gemeldet.
Der Erreger H5N1
Es gibt unterschiedliche Varianten des Vogelgrippevirus, wobei gerade das H5N1-Virus als besonders gefährlich gilt, weil es alle wichtigen Organe des Körpers zerstört. Es nistet sich zuerst in der Lunge ein und breitet sich dann im ganzen Körper aus. Am Ende zerstört der Erreger wichtige Organe wie beispielsweise Leber, Gehirn oder sogar das Herz und führt so innerhalb von kurzer Zeit zum Tod der betroffenen Vögel. Die hauptsächliche Bedrohung, die von diesem Erreger ausgeht, ist die Möglichkeit einer Mutation – das heißt, das Erbgut des H5N1-Virus könnte sich so verändern, dass es wesentlich leichter von Mensch zu Mensch übertragbar wäre als bisher. Auf eine solche neue Variante des Erregers ist das menschliche Immunsystem aber nicht vorbereitet, so dass es nicht in der Lage wäre, im Ernstfall entsprechende Schutzmechanismen zu aktivieren. In diesem Fall könnte es dann leicht zu einer weltweiten Epidemie mit mehreren Millionen Toten kommen.
Übertragungswege des Virus
Das Vogelgrippevirus wird in der Regel über die Exkremente infizierter Tiere oder oftmals auch über die Atemwege übertragen. Besonders in der Geflügelhaltung kommt es oft zur Übertragung des Erregers, da das Geflügelfutter meist aus Tierabfällen besteht und daher mit infizierten Bestandteilen durchsetzt sein kann. Das Virus verbreitet sich vor allem in größeren Geflügelbeständen, wo viele Tiere auf engstem Raum zusammenleben und die hygienischen Bedingungen mangelhaft sind. Durch den häufigen Kontakt mit den Ausscheidungen der infizierten Tiere bleiben die Exkremente oftmals auch an Schuhen oder Kleidungsstücken der Kontaktpersonen haften und werden so in andere Geflügelbestände übertragen. Infizierte Tauben erkranken zwar meistens nicht, können das Virus aber dennoch über das Gefieder weiterverbreiten. Ebenso sind Zugvögel oftmals Überträger des Erregers, ohne aber selbst entsprechende Krankheitssymptome zu zeigen. Menschen stecken sich bisher nur selten über das Geflügel mit dem Erreger H5N1 an. Mangelnde Vorsichts- und Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Geflügel begünstigen aber auch das Risiko einer Übertragung auf den Menschen.
Symptome der Vogelgrippe
Vögel, die an der Infektion erkrankt sind, wirken meist apathisch und nehmen kaum noch Nahrung zu sich. Das Gefieder ist oftmals glanzlos und struppig. Die betroffenen Tiere leiden darüber hinaus an Atemwegsproblemen und haben aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen geschwollene Beine oder Füße und auch Schwellungen an Kopf und Hals sind keine Seltenheit. Typisch ist auch eine Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten sowie wässriger, grünlicher Durchfall. Die Bewegungskoordination funktioniert nicht mehr richtig und die von den Vögeln gelegten Eier weisen dünne Wände auf oder verfügen im schlimmsten Fall nicht einmal mehr über eine Schale. Die infizierten Vögel sind darüber hinaus in ihrer Legeleistung sehr eingeschränkt. Gelangt der Erreger in die Lunge, kommt es meist durch Lungenentzündungen zum akuten Versagen des Organs und damit zum Tod der infizierten Vögel. In vielen Fällen versagen auch gleich mehrere Organe gleichzeitig, so dass der Tod der betroffenen Tiere unausweichlich ist.
Schutzmaßnahmen gegen Vogelgrippe
Da der Handel mit Wildvögeln, der weltweit betrieben wurde, einen gravierenden Risikofaktor für die Verbreitung der Vogelgrippe darstellte, trat im Juli 2007 ein dauerhaftes Importverbot für Wildvögel in Kraft, das die EU ein halbes Jahr zuvor schon beschlossen hatte. Eine weitere Schutzmaßnahme wäre die Impfung der Geflügelbestände, die als Hauptüberträger der aviären Influenzaviren gelten, jedoch gilt in der EU trotz vorhandenem Impfstoff und ständiger Weiterentwicklung auf diesem Gebiet ein Impfverbot. Daher werden aus Sicherheitsgründen oftmals ganze Geflügelbestände getötet, obwohl der Erreger in vielen Fällen nur bei wenigen Tieren nachgewiesen wurde.
Das Risiko einer Vogelgrippe-Pandemie
Das Risiko einer weltweiten Vogelgrippe-Epidemie wurde von der Weltgesundheitsorganisation in sechs unterschiedliche Phasen eingeteilt. Wir befinden uns nach dieser Einteilung momentan in der dritten Phase. Das heißt, es gibt zwar weltweit Fälle, in denen sich Menschen mit dem Erreger H5N1 infiziert haben, aber eine Übertragung von Mensch zu Mensch konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden. Dies könnte sich jedoch jederzeit ändern, wenn durch Mutation des H5N1-Erregers eine neue Virusvariante entsteht. Sobald sich das gefährliche Virus über den Menschen weiter verbreiten kann, ist eine weltweite Epidemie nicht mehr auszuschließen.